Sonntag, 17. September 2017
Erkundung der Umgebung
Nachdem wir heute die Wäsche gemacht hatten (mega spannend), haben wir uns auch schon auf den Weg ins Nachbardorf zu einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert gemacht.





Sogar inklusive schöner Fenster!



Auf dem Heimweg sind wir auch noch an schönen Häusern vorbeigekommen, die definitiv ein Foto wert waren.



Wieder zuhause angekommen, hatten wir das Vergnügen mit Venus, eine „unserer“ 6 Katzen, die zwar unglaublich süß, aber auch echt launisch ist. Im einen Moment will sie mit dir schmusen, im Nächsten beißt sie dir ins Handgelenk. Laptoptastaturen und Ladekabel im Allgemeinen mag sie auch recht gerne.



Abends wurde dann noch fleißig gebacken und gekocht. Wir wollen hier ja schließlich nicht verhungern 😉.




Unglaublich spannendes Wochenende (IRONIIIIIIE)
Gestern (Freitag) waren wir in der Mediathek, wo sich jedes Kind zwei Bücher ausleihen durfte. Dadurch habe ich auch ein bisschen was von Bischwiller gesehen. War interessant zu erfahren, dass die Kinder auch durchaus mal leise sein können. Hätte man während des Unterrichts so nicht erwartet.



Heute ist mal wieder Wochenende. Prinzipiell wollten wir mal nach Straßburg fahren, aber da uns die Abfahrtszeiten des Zuges doch nicht so sympathisch waren, haben wir uns erneut für zwei eher ruhige Tage zuhause entschieden. Und was macht man nicht alles, wenn man sehnsüchtig auf das erste Taschengeld wartet? Richtig: man macht seine Finanzen. Die Kassenzettel waren leider nicht das Schönste auf der Welt, da gerade an Grundausstattung doch einiges zusammenkam. Meine Mitbewohnerin teilt sich schon sehr diszipliniert ihr Baguette ein, auf dass sie fleißig Geld sparen kann.
Ansonsten freuen wir uns, wenn wir ab und zu Wlan haben (ist leider alles andere als zuverlässig). Und natürlich auch über unsere Heizung. Die war nämlich noch bis vor ein paar Tagen kaputt, weshalb wir immer wie Eskimos angezogen waren. Jetzt reicht eine einfache Weste aus 😊.



Sportunterricht und über das Schlafen während des Unterrichts
Heute Morgen waren wir beim Sportunterricht. Jaaaa, Sportunterricht. Ich durfte Animateur spielen. Die Kinder sollten von einer Hallenseite zur anderen rennen und sich nicht von mir in der Mitte fangen lassen (ich bekam sogar ein supermodisches Neonshirt 😉). Natürlich war es meine Anweisung, die ersten paar Runden noch niemanden zu fangen und dann immer einen. Das hat aber leider nicht so geklappt xD. Zwei davon sind mir halt gleich mal in die Arme gelaufen und haben mich umarmt, statt dass sie versuchten, sich nicht von mir fangen zu lassen.
Nach zwei kompletten Durchgängen haben es die meisten aber doch einigermaßen verstanden. Das war auch schön zu sehen 😊.

Was bei den Kids auch ganz gut funktioniert, ist weinen auf Knopfdruck. Da gibt es beispielsweise einen Jungen, der, wenn er hingefallen ist, erstmal schaut, ob es jemand mitbekommen hat. Wenn ja, dann weint er, wenn nicht, dann macht es ihm nichts weiter aus.
Ein Mädchen hat diese Nacht wohl nicht geschlafen, weil sie Angst vor dem Wind hatte. Die Arme. Dafür musste dann halt der Vormittag herhalten. Als sie das gleiche nachmittags auch nochmal abziehen wollte, hatte ihre Lehrerin aber was dagegen, weil sie in der Mittagspause wohl sehr aktiv war und sie das am Nachmittag ihrer Theorie zufolge nur abgezogen hat, weil sie keinen Bock auf Unterricht hatte. Wenn man sich ihr Verhalten sonst so anschaut, klingt das auch durchaus logisch xD. Wirklich dumm sind die Kinder schließlich nicht. Nur eben in mancher Hinsicht eingeschränkt.



Morgenroutine und Spiiiiiele
Heute Morgen habe ich die Morgenroutine das erste Mal alleine gemacht. Hat sogar echt gut geklappt, nur, dass ich den Rest des Tages gefühlt kein Wort mehr gesagt habe xD. War heute alles ein bisschen seltsam. Aber auf der anderen Seite war ich schon stolz darauf.



Heute Nachmittag war wieder Spielen angesagt. Die Kleinen haben „Reise nach Jerusalem“ gespielt und Anais und Adam waren im Finale. Aber statt kleine Kreise oder so zu drehen, laufen die halt echt im ganzen Raum rum und als wir sie mit Klatschen angefeuert haben, hat Adam ganz fleißig mit geklatscht und uns praktisch angefeuert. Mega süß der Typ. Er hat sich jedenfalls sehr gefreut.

Später ging‘s in der Sporthalle, in der man sich kaum verstecken kann, noch ans … tatatataaaa … Verstecken. Dann passiert es halt, dass Amelie ihre Hände an die Schrankwand von außen hält und aber gleichzeitig mit dem Kopf (bzw. Augen) nach dem Sucher Ausschau hält. Morgan hat‘s noch besser gemacht. Er war mitten im Raum in der Hocke und hat sich die Augen zu gehalten :D. War schon eine klasse Sache.

Außerdem haben sie noch eins zwei drei Ochs am Berg (un, deux, trois, soleil) gespielt. Das blöde war nur, dass sie irgendwie immer stillstanden, als sie eigentlich rennen sollten. Aber war echt witzig anzusehen, wie die Lehrer versucht haben, sie während dieser Zeit zum Springen zu bringen.

Da es in französischen Supermärkten nicht sonderlich viel Auswahl an veganen bzw. halbwegs gesunden Produkten gibt, habe ich mich am Wochenende dazu entschlossen, eine riesen Internetbestellung aufzugeben, die hoffentlich auch noch recht lange reichen wird. Jedenfalls galt es heute, das Paket vom Hauptgebäude hin zu unserer Mitfahrgelegenheit zu tragen (bei normalem Tempo braucht man dafür etwa 7 Minuten). Da es aber knallhart 25 kg gewogen hat (jaa, Mehl ist im Internet nur halb so teuer, das lohnt sich schon), war das wirklich eine gute Sporteinheit für meine Arme. Zum Glück haben wir es noch vor dem Platzregen ins Haus geschafft 😊.



Überforderung und nasses Brot
Heute Morgen musste / durfte ich eine Weile ganz alleine auf die Kiddies aufpassen. Man sollte meinen, dass es nicht so schwer ist, weil es nur 7 sind, aber wenn diese einfach machen, was sie wollen, ist das doch eine recht große Herausforderung. Vor allem wenn sich ein Kind dazu entscheidet, lieber wegzurennen. Alles in Allem hat es dann aber doch recht gut geklappt. Es sind alle gesund und munter abends heimgegangen und sie haben am Schluss doch in etwa das gemacht, was ich ihnen erklärt habe.

Leider habe ich immer noch keine Ahnung, wie man erkennt, ob das Kind eine Aufgabe nur nicht löst, weil es keine Lust darauf hat, oder weil sie zu schwer ist. Ich kann mir auch vorstellen, dass es die Mischung ist, dass sie zu schwer ist und die Kiddies deshalb keine Lust haben. Letztendlich wäre es aber wahrscheinlich recht gut, erstmal davon auszugehen, dass sie es nicht können und sie für jedes noch so kleine Etwas zu loben. Dann werden sie vielleicht auch motiviertet und zeigen, was sie wirklich können.

Ich esse mittags immer gemeinsam mit den Kindern und helfe ihnen z.B. beim Schneiden des Fleisches. Was mich heute sehr gefreut hat, war das Bild, dass mir einer davon gemalt hat. Finde ich richtig schön :).



Das Nachmittags gouter war mal wieder etwas ernüchternd. Brot (so weit so gut xD). Ein Junge hat, wie auch schon letzte Woche, die Hälfte unter den Tisch geschmissen. Ich habe es aber sogar geschafft, ihn dazu zu bringen, dass er es wieder aufgesammelt hat. Leider hat er direkt danach seinen Becher mit Wasser umgeschmissen, was zu einer weiteren Katastrophe geführt hat. Damit die Brothälfte, die noch übrig geblieben ist, auch noch heil bleibt, habe ich sie weggestellt (wie ich später feststellen musste, LEIDER neben das Spülbecken). Jedenfalls war ich gerade dabei, den Tisch abzuputzen, als ich mich umdrehte und sah, dass der Schüler die Hälfte in das Spülwasser geschmissen hat. War nicht so tolll xD. Von der ehemaligen Freiwilligen, die später noch zu Besuch gekommen ist, habe ich erfahren, dass die einzig sichere Abstellmöglichkeit tatsächlich der Schrank ist. Außerdem hat sie von einem kleinen Mädchen erzählt, das einen anschaut, ihren Becher mit Wasser nimmt und ihn mit voller Absicht ausleert. Das hat sie sich bei mir zum Glück noch nicht getraut.

Insgesamt hat mich der Tag schon ziemlich gestresst, weil ich immer das Gefühl hatte, alles falsch zu machen, aber am Ende war ich dann doch auch ein bisschen stolz auf das, was ich geschafft hatte 😉.



Ruhiges Wochenende, Bahnhof und über das Talent...


Das Wochenende war sehr entspannt. Wir haben es zur Erkundung unseres kleinen „Heimatdörfchens“ genutzt. Als Fortbewegungsmittel blieben uns aber nur unsere Füße, was die Reichweite ein bisschen eingeschränkt hat.

Eine halbe Stunde Fußmarsch quer durch den Wald hat uns zu einem kleinen Bahnhof geführt, um den herum es aber wirklich weit und breit nichts gab (außer ein Bahnhofsrestaurant?!). Dementsprechend regelmäßig fahren dort auch Züge: Einer um kurz nach 7 und einer um 8 Uhr. Diese fahren dann glücklicherweise auch direkt nach Straßburg. Zurück gibt es ähnlich viele Möglichkeiten: Einen um 18 Uhr und einen um 20:00 Uhr.
Was wir an diesem Wochenende auch lernen durften, waren die Vokabeln für festkochende und mehligkochende Kartoffeln. Denn eigentlich war es unser Plan, leckere Bratkartoffel zu kreieren, aber letztendlich kam mehr eine Art gewürztes und angebratenes Kartoffelpüree heraus. Hat aber trotzdem geschmeckt.

Am Montag habe ich im Laden wirklich darauf geachtet, durfte aber feststellen, dass dort außer pommes de terre gar nichts vermerkt war. Von wegen neue Vokabeln 😉.
Außerdem war noch einiges Organisatorisches zu tun. Fahrkostenrückerstattung, und, und, und.
Abends kamen wir nach einem erneuten Riesenspinnenbesuch auf die geniale Idee, uns Horrorgeschichte zu erzählen. Für gute Träume waren diese nicht gerade förderlich, weshalb wir uns noch einen Kinderfilm gönnten, zu dem wir auch ein Stück des frisch gebackenen Schokokuchens vernaschten. Danach war wieder alles gut 😉.



Leider haben wir das Talent, hier ziemlich viel kaputt zu machen. Ein Sektglas und ein Topf waren schon kaputt, ein zweites Sektglas ist beim Spülen zerbrochen (meine Mitbewohnerin hat sie extra von Hand gewaschen, damit das nicht passiert, aber ihr Wunsch wurde offensichtlich nicht erhört). Am Samstagabend musste dann eine Karaffe dran glauben, als sie mit heißem Teewasser befüllt wurde, was ihr wohl nicht sonderlich gut bekam. Und der Wind hat in der Nacht darauf ein Deko-Etwas aus Ton zerstört. Mal sehen, wie das noch weitergeht.



Über das Kochen und Tischmanieren...
Heute Morgen (Freitag) haben wir im Garten eine Aubergine, zwei Paprika, Schnittlauch und ein paar Tomaten geerntet und damit anschließend einen Salat gemacht.
Nachmittags war noch eine neue Schülerin da, die erst 5 Jahre alt ist. Als es nach der Pause ans goûter (essen und trinken) ging, hatte sie einen Heidenspaß daran, die Becher ihrer Sitznachbarn und natürlich ihren eigenen auszuleeren und das Wasser schön mit ihren Ärmeln zu verteilen. Tjaaa, was macht man da?! Für’s Erste auf jeden Fall mal aufputzen xD.
Nach der Arbeit waren wir trotz vieler schöner Erlebnisse auch richtig froh, endlich ein Wochenende zu haben, da wir seit fast drei Wochen keinen einzigen freien Tag mehr hatten.



Gartenarbeit ist angesagt
Heute Morgen (Donnerstag) waren wir in unserem kleinen Schulgarten, in dem jede Klasse ein kleines Beet angepflanzt hat. Wir haben dort Unkraut gejätet und die restlichen Sachen anschließend gegossen.
Eigentlich hatte ich angenommen, dass da nicht viel passieren kann, wenn man ihnen in die kleinen Gießkannen nicht viel Wasser reinfüllt und ihnen genau zeigt, wo und wie sie gießen sollen, aber sie waren danach trotzdem alle nass.



Nachmittags üben die Kleinen immer ein kleines Gedicht ein, dass sie bald den anderen Klassen zeigen möchten. Außerdem haben sie ein kleines Buch (le cartable qui fait atchoum), mit dem sie mehr oder weniger arbeiten. Manchmal wird dann zum Beispiel eine Schultasche (cartable) ausgemalt, oder es werden Puppen und Schultaschen gezählt etc.



Nach der Schule gehen wir immer noch in den nahegelegenen Supermarkt zum Einkaufen, was eigentlich mehr dem Zeitvertreib dient, da wir auf unsere Mitfahrgelegenheit immer noch circa 1,5 bis 2 Stunden warten müssen.
Die Geschichten, die Jean-Pierre (unsere Mitfahrgelegenheit 😉) erzählt, sind dafür sehr spannend. Er betreut die Behinderten, die selbstständig leben. Da war letztlich z.B. wohl einer, der für eine Hochzeit von Verwandten in Paris war, dann wieder zurück nach Bischwiller kam, sich am nächsten Tag nach der Arbeit aber einfach wieder in den Zug nach Paris gesetzt hat, weil er Lust darauf hatte.



Spinnenkatastrophe und Nachmittagsbetreuung
Nach dem Aufstehen gab es erstmal eine kleine Katastrophe. Meine Mitbewohnerin hat eine riesige Spinne entdeckt. Da wir beide keine Fans dieser Tiere sind, hatte letztendlich doch ich die Ehre, die Spinne nach draußen zu befördern. Wach waren wir danach jedenfalls.



Nach der Morgenroutine habe ich den Kleinen in der Schule bei Aufgaben geholfen, die entweder in Richtung Ausmalen oder Buchstaben erkennen gingen. Ich fand es nur teils recht schwer, weil ich nicht genau wusste, was jeder einzelne kann (die verschiedenen Niveaus der Kinder sind wirklich sehr unterschiedlich). Dadurch war ich mir nicht sicher, wann welche Art von Hilfe angemessen ist und wann sie sich auch einfach nur dumm stellen etc. Mich hat besonders ein Junge verunsichert, der beim Ausmalen einfach konsequent irgendwohin geschaut hat, nur nicht auf das Blatt (vielleicht jede Minute 1-2 Mal). Dementsprechend sah das Bild dann halt auch aus. Aber es hat sich dann herausgestellt, dass das für ihn wohl schon einigermaßen okay so ist. Hätte ich auch gerne vorher gewusst.
Mittwochnachmittags findet normalerweise kein Unterricht statt, weshalb es eine Art Freizeitbetreuung für die Kinder gibt, die noch nicht früher nach Hause können. Heute verbrachten wir die Zeit im Schulhof mit Fahrrädern, Bällen und einer kleinen Tanzeinlage einer Schülerin, die uns andere angeleitet hat. Das war echt witzig.



Zweiter Tag :) Führung und Chor


Am Dienstagmorgen wurden wir von einer Angestellten des Sonnenhofes abgeholt. Anschließend stand eine Führung für alle Freiwilligen an. Dabei bekamen wir einen kleinen Einblick in das Leben dieser Einrichtung.
Es gibt dort Wohngruppen für geistig behinderte Menschen aller Altersklassen (von 5 Jahren an bis zum Altenheim), Werkstätten (z.B. eine Druckerei, Holz, Bauernhof mit Hofladen 😊, Küche etc.), eine Schule, eine Art Hotel (in Eckartswiller) und einen Minizoo (mit Ziegen, Papageien, Rehen, Poneys, Esel, Schweinen, Kaninchen, Hühner und sogar mit ein paar Kängurus).



Dienstagnachmittags ist immer chorale angesagt. Das heißt, dass alle in einem Kreis saßen und Kinderlieder gesungen haben. Dabei durften immer zwei Schüler an einem Mikrofon singen. Zwei Jungs waren richtig süß, die sahen total wie kleine Rapper aus 😊.
Anschließend wurde noch Musik aufgedreht und die Kinder konnten in der Mitte tanzen. Manche hatten dabei wirklich total viel Spaß, andere eher weniger. Ich habe zum Beispiel auf ein kleines Mädchen aus meiner Klasse aufgepasst, die auf einem Stuhl sitzen bleiben sollte (ihr zweiter Schultag), sich aber wirklich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hat. Als ich ihr dann irgendwann den Rücken massiert habe, wurde sie aber richtig ruhig. Was auch süß war, war, dass ein anderes kleines Mädchen ihr einfach mal ein Küsschen auf den Arm gedrückt hat. Fand ich total erstaunlich, weil ich davor keinerlei Kommunikation zwischen den beiden beobachten konnte. Sie entschied sich aber auch recht bald, lieber auf meinem Oberschenkel zu schlafen. Generell verschläft sie circa ein Drittel des Unterrichts.



Es geht los! Erster Tag im Projekt
Es geht los! Am Montag, 04.09.2017 wurde morgens noch gemütlich gefrühstückt und dann saßen wir auch schon im Zug. Nach einer knappen dreiviertel Stunde sind wir auch schon in Bischwiller angekommen. Ein Auto stand auch bereit, allerdings haben sie wohl eher mit einem kleinen Koffer pro Person gerechnet, als mit Sachen für ein ganzes Jahr. Glücklicherweise haben wir es nach viel Hin- und Hergeschiebe doch geschafft, alles zu verstauen und kurze Zeit später stand ich auch schon an der Tür von meiner Einsatzstelle.



Eine Förderschule für Kinder mit geistiger Behinderung! Eigentlich war ich ja der Meinung, der Schule jetzt erstmal für mindestens ein Jahr zu entkommen (aber hier ist es dann doch nochmal anders als in meiner Schule in Deutschland). Ich bin dort in der Klasse mit den jüngsten Kindern, d.h. von 5 bis 11 Jahren ist alles mit dabei. Meine Lehrerin ist noch relativ jung und hatte auch schon zwei Freiwillige, weshalb sie ganz gelassen ist, wenn ich mal nicht alles verstehe und nochmals nachfrage.
Die Kinder sind teils schon mega süß, aber manchmal auch recht anstrengend, wenn sie überhaupt nicht machen, was man ihnen sagt, oder wenn sie einen testen. Meine Lehrerin hat mich diesbezüglich schon vorgewarnt, dass sie erstmal ausprobieren werden, was sie mit mir machen können.
Das habe ich auch relativ schnell erfahren, da mir ein Junge das Kopierzimmer zeigen sollte, als ich aber in das Zimmer bin, das er mir gezeigt hatte, stand ich in einer kleinen Cafeteria. Glücklicherweise waren dort Erwachsene, die ich nach dem richtigen Weg fragen konnte.



Am Abend wurden wir dann zu unserer kleinen Wohnung gefahren, die in einem winzigen Dorf ca. 25 Minuten von Bischwiller entfernt, ist. Das ist aber auch nur eine Übergangslösung für etwa zwei Monate, da die eigentliche Wohnung noch nicht frei ist.
Die Ferienwohnung ist total schön eingerichtet, hat sogar einen eigenen Garten (mit vielen Blumen und Himbeeren 😉). Nur die ganzen Lampen verwirren mich sehr. Im Wohn- und Esszimmer gibt es doch ungelogen 8 verschiedene! Und da soll man auch noch die dazugehörigen Lichtschalter finden. Ein Ding der Unmöglichkeit!
Als wir dann todmüde ankamen, hat uns die Eigentümerin mega freundlich begrüßt und uns erstmal zum Essen eingeladen 😊. Es hat sich herausgestellt, dass sie perfekt deutsch sprechen kann, was für die Kommunikation sehr hilfreich war.
Nach dem Kofferauspacken waren wir aber auch unglaublich froh, endlich schlafen zu können 😊.



Vorb. - Performance day und Sprachkurs


Der Sonntag darauf lief unter dem Titel „Performance day“ ab. Es gab verschiedene Gruppen: Tanz, Land-Art, Récup-Art, Musik, Dekoration, Küche und Albert Schweitzer. Abends wurde präsentiert, was während des Tages „mühevoll“ erarbeitet wurde. Die Land-Art-Gruppe hat beispielsweise einen XXL-Traumfänger und eine Hängematte aus Maisblättern gebastelt. Die Musikgruppe hat ein kleines Konzert vorbereitet, das Küchenteam hat ein leckeres Buffet gezaubert und die Altert Schweitzer-Gruppe hat einen Vortrag über dessen Leben gemacht.
Man hat richtig gemerkt, dass jeder voll dabei war, denn die Ergebnisse waren wirklich beeindruckend!
Während der zweiten Vorbereitungswoche stand ein Sprachkurs an. Am Montagmorgen wurde uns zur Begrüßung gleich mal ein Delf B2 Test vorgesetzt. Kam nicht sonderlich gut an, aber die restliche Woche war doch noch ganz lustig. Wir sind öfters vom Thema abgeschweift, haben über Hypnose, Geister, Weltverbesserungspläne und alternative Heilmethoden philosophiert. Zur Auflockerung war auch mal die ein oder andere Runde loup garou mit dabei. Ob wir sprachlich jetzt so viel mehr beherrschen, ist fragwürdig, aber interessant war es auf jeden Fall.



Vorbereitungsseminar Niederbronn-les-Bains
Am 20.08.2017 ging’s dann endgültig los. Nach einem „Fast-Desaster“ mit der Deutschen Bahn (es hat sich gefühlt alles geändert, sodass ich statt einem ICE lauter Bummelzüge nehmen musste und fast im Zug nach Paris gelandet wäre… …lange Geschichte…) bin ich dann mit über vier Stunden Verspätung auch mal noch in Niederbronn-les-Bains angekommen.
Die darauffolgenden zwei Wochen wohnten wir im Centre Albert Schweitzer neben dem cimetière militaire allemand (Deutscher Kriegsfriedhof). Eine Führung auf diesem stand gleich am nächsten Tag an. Wirklich heftig, wie viele junge Menschen dort begraben liegen (pro Stein vier Soldaten). Wenn ich daran denke, wie viel auf der Welt verändert werden könnte, wenn all diese Menschen sich stattdessen für den Frieden und für Nächstenliebe einsetzen würden, macht mich das wirklich traurig.
Dazu fällt mir ein Zitat ein:



Und dabei gibt es nicht nur einen „richtigen“ Weg, das zu tun. Alles, was mit Liebe getan wird, geht meiner Meinung nach in die „richtige“ Richtung.

Die Organisation in Frankreich, ICE (initiative chrétienne pour l’Europe), besteht fast nur aus Ehrenamtlichen. Eine Gruppe älterer Frauen hat uns beispielsweise jeden Abend ein leckeres Essen zubereitet und das Gemüse dafür sogar aus dem eigenen Garten mitgebracht. Das finde ich wirklich beeindruckend, besonders, weil sie uns ja gar nicht kennen und wir „direkt“ auch nichts für sie machen.
Bezüglich des Essens kann ich ein Vorurteil nur bestätigen: Es wird wirklich zu jeder, aber auch zu absolut jeder Mahlzeit Baguette gegessen. Die eine Hälfte der Freiwilligen hat sich bis zum Schluss damit nicht anfreunden können und die andere wird es aus Gewohnheit vermutlich das ganze Jahr beibehalten.



Von Mittwoch bis Freitag waren dann die „chantiers“ (Baustellen) angesagt. Lief auf ehrenamtliche, körperliche Arbeit hinaus. Eine Gruppe hat beispielsweise einen Fluss sauber gemacht, eine andere einen zugewachsenen Wanderweg wieder passierbar gemacht und wieder eine andere hat Geländer gestrichen. Meine hat auf dem Stadtfriedhof alte Gräber, um die sich niemand mehr kümmert, gepflegt. Dabei kamen von Zeit zu Zeit einige ältere Menschen vorbei, die fast alle ein bisschen Deutsch konnten. Außer diesen Besuchern hatten wir noch das Vergnügen mit einer Menge Eidechsen 😊. Generell war die Zeit eigentlich recht meditativ, aber abends haben wir uns trotzdem immer sehr auf eine Dusche gefreut 😉.






Samstag, 16. September 2017
Vorbereitungsseminar in Göttingen - Experiment Rollstühle
Ein paar Tage später waren wir mit Rollstühlen in Göttingen unterwegs. Unglücklicherweise hat es an dem Tag quasi dauerhaft geregnet, d.h. selbst anzuschieben war richtig schwer, weil dieses Handrad total rutschig war. Aber dadurch konnten wir schon besser nachempfinden, wie blöd das manchmal sein muss. Ziel dieses Experiments war es zu testen, inwiefern Göttingen barrierefrei ist. Was wir aber als erstes feststellen mussten war, dass Gehwege, die eben aussehen, meistens doch ziemlich schräg sind und entsprechend unpraktisch für Rollstühle.
Als Ergebnis bleibt festzuhalten, dass viele Läden ca. 2 kleine Stufen haben, die aber für Rollstühle doch gleich sehr unpraktisch sind. Auch zu enge Gänge gibt es leider recht oft. Um an alles zu kommen, was man benötigt, muss folglich besser geplant werden, was Spontanität leider ausschließt.
Hilfsbereite Menschen haben wir ziemlich viele getroffen, aber mir ist es um ehrlich zu sein doch um einiges lieber, Dinge selbstständig & unkompliziert erledigen zu können. Außerdem habe ich so noch viel mehr Freiheit und Auswahl.
Und inwiefern sich das angewiesen sein auf die Hilfe anderer auf das Selbstwertgefühl und auf das Bedürfnis nach Autonomie auswirkt, kann ich nach einem einzigen Tag auch nicht beurteilen. Dazu wäre es wohl am besten, einfach einen Rollstuhlfahrer zu fragen.

Was mich am Ende des Tages nachdenklich gemacht hat, war folgendes: Wir, als „Rollstuhlfahrer“ bekamen an diesem Tag wirklich viel Hilfe angeboten und bekamen eigtl. nie unfreundliche Reaktionen. So weit so gut. Aber Obdachlose, psychisch kranke Menschen etc. benötigen auch Hilfe. Auch sie brauchen unsere Unterstützung, ohne dass sie direkt in eine Schublade gesteckt, oder von oben herab behandelt werden. Genauso wenig, wie wir von Rollstuhlfahrern wissen, warum sie nicht mehr laufen können (es gibt ja durchaus viele Möglichkeiten: von Geburt an, durch einen Unfall, Krankheit etc.), wissen wir auch von Obdachlosen etc. nicht, wie es dazu kam. Die Schuldfrage sollte deshalb auch nicht im Vordergrund stehen.
Ich hoffe wirklich sehr, dass diesbezüglich bald ein Umdenken in der Gesellschaft stattfindet! Lasst uns den Anfang machen!



Vorbereitungsseminar in Göttingen - Werte
An einem anderen Tag haben wir uns mit Werten beschäftigt. Zum einen mit denen, die in Deutschland vorherrschen, zum anderen aber auch mit unseren ganz persönlichen.
Unserer Meinung nach sind die Werte in Deutschland in etwa Listung, Ordnung und Freiheit. Wir waren uns alle einig, dass der Leistungsgedanke echt oft krassen Druck etc. bewirkt. Gleichzeitig hat unser Trainer uns eingeladen, trotzdem auch den Blick extra auf die positiven Konsequenzen dessen zu lenken!
Außerdem denke ich, ist es für uns Menschen persönlich wichtig, unseren eigenen, individuellen Werten treu zu bleiben. Das zu tun, was für uns persönlich richtig ist. Dabei geht es nicht so sehr darum, unbedingt mega individuell sein zu müssen, sondern vielmehr darum, mit sich selbst im Einklang zu sein. Sich nie aufzugeben und einfach so zu sein, und sich so zu akzeptieren, wie man ist. Anschließend kann man sich immer noch verändern, wenn es sich gut für einen selbst anfühlt. Und ich glaube auch, dass es extrem wichtig ist, an sich selbst zu glauben; sich selbst Dinge zuzutrauen, wenn es sein muss, auch mal zu kämpfen, für das, was einem wichtig ist. Dazu gehört es dann auch, sich immer wieder klar zu machen, welche Werte, Ziele und Bedürfnisse man gerade hat und diese dann dementsprechend zu erfüllen bzw. evtl. auch zu hinterfragen.



Vorbereitungsseminar in Göttingen
Das zweite Vorbereitungsseminar fand dann direkt Ende Juli für knapp zwei Wochen in Göttingen statt.
Die „Spiele“ dort waren auch ganz spannend: Zum Beispiel mussten wir direkt am zweiten Tag mittags ohne Geld und „ohne Alles“ losziehen und am Abend mit einem selbstgebackenen Kuchen wieder da sein.
Problem Nummer 1: Wo bekommen wir Zutaten her?
Problem Nummer 2: Welche Küche dürfen wir benutzen?
Die Einrichtungen der Jugendherberge waren dabei selbstverständlich tabu.
Voller Motivation haben wir uns an die Aufgabe herangewagt. Durch an der Tür klingeln hatten wir erstaunlich schnell die Zutaten für einen leckeren Apfelkuchen beisammen. Womit wir anschließend echt nicht gerechnet hätten war, dass die zweite Person, die wir wegen der Küchennutzung gefragt hatten, uns schon positiv antwortet.
Immer noch hochmotiviert haben wir dann in der Küche einer Studentin einen Hefezopf und einen Apfelkuchen gebacken und ihr auch einen dagelassen.
Wie fast zu erwarten war, hatten die anderen Gruppen teils größere Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Küche.



Letztendlich hatten wir aber 4 superleckere Kuchen im Seminarraum stehen, die dann mit Freude vernascht wurden.
Mich hat dabei vor Allem die Offenheit der Studentin beeindruckt, denn wenn ich ehrlich bin, bezweifle ich stark, dass ich auch einfach so 4 junge, wildfremde Mädels in meiner Küche alleine hätte backen lassen. Gleichzeitig möchte ich mir vornehmen, mich selbst öfter so zu verhalten. Es können dabei schließlich echt coole Geschichten entstehen.
Außerdem finde ich, dass die Welt das braucht. Also Offenheit, Teilen, Gemeinschaft etc. Warum dann nicht selbst als gutes Beispiel vorangehen?!


Am Abend darauf waren wir im Freiluftkino und haben uns den Film „Raving Iran“ angesehen. Mir ist dabei wieder bewusst geworden, wie viele Privilegien wir schon allein als „Deutsche“ genießen. Also vor allem Freiheit (Meinungsfreiheit, freie Berufswahl, Reisefreiheit, Demokratie etc.), Rechte (Menschenrechte etc.) und viele, viele mehr.
Darüber haben wir auch im ersten Seminar geredet. Und zwar hatten wir als Symbol die Power flower.



Je mehr kleine Blütenblätter, desto privilegierter ist man (in Deutschland). Gleichzeitig hat man aber auch mehr Verantwortung. Verantwortung zum Beispiel dafür zu sorgen, dass die Menschen, die große Blütenblätter haben, dadurch nicht mehr benachteiligt werden.
Was das jetzt konkret heißt, muss jeder für sich entscheiden. Meiner Meinung nach lässt sich diese Blume auch noch wunderbar bzgl. eines verantwortungsvollen Umgangs mit unserer Erde und unseren Mitmenschen erweitern. Beispielsweise was den Verbrauch der Ressourcen oder auch die Flüchtlingskrise angeht. Auch die Inklusion von Menschen (z.B. Obdachlose, Suchtkranke etc.), die von der Gesellschaft teils als „unnormal“ betrachtet werden, gehört dazu.

Einen anderen Tag sollten wir von morgens bis abends ohne Geld, ohne Handy, „ohne alles“ in Göttingen verbringen. Gerade das „ohne Handy“ fand ich ziemlich bereichernd, weil ich damit die Umgebung doch nochmal viel deutlicher wahrgenommen habe (Handy -> Ablenkung). Auch ist dadurch eine gewisse Ruhe entstanden und ich habe meine Gedanken den Dingen zugewandt, die ich im Moment schön fand, die nichts kosteten (z.B. eine nette Konversation mit einer Verkäuferin in einem Blumenladen) und die mich deshalb einfach glücklich gemacht haben. Auch die Straßenmusiker habe ich in einem ganz anderen Licht wahrgenommen. Bedauerlicherweise hatte ich aber kein Geld dabei, dass ich ihnen geben konnte, also musste es halt ein liebes Lächeln tun 😊.
Es ist aber auch eine Art Einladung, die schönen Dinge des Lebens bewusster wahrzunehmen und auch wert zu schätzen. Auf jeden Fall eine Erfahrung wert.
Ohne Geld zu sein, hat bewirkt, dass ich den Luxus, den wir hier in Deutschland genießen, viel deutlicher wahrnehmen konnte (weil ich gesehen habe, was ich mir jetzt alles nicht kaufen kann). Aber dieser Luxus bringt eben nichts für die Leute, die sich davon nichts leisten können. Ein Wechsel von unserer Wegwerfgesellschaft hin zu Flohmärkten, Minimalismus und Achtsamkeit wäre hier bestimmt nicht ganz fehl am Platz.
Was faszinierend war, war, dass ich ernsthaft dreimal direkt nach Geld gefragt wurde und nichts geben konnte, was sich irgendwie falsch angefühlt hat. Aber gleichzeitig bin ich mir gar nicht sicher, ob ich, wenn ich Geld gehabt hätte, wirklich auch etwas gegeben hätte. Das macht mich echt nachdenklich. Man müsste die Geschichte der Personen kennen. Es wäre also nur logisch, aktiv selbst danach zu fragen -> „Komfortzone!!!“ Es lohnt sich!
Zurück in der Jugendherberge haben wir das leckere Abendessen genossen. Man nimmt das wirklich gleich ganz anders wahr, wenn man weg von dem Gedanken ist, „selbstverständlich“ Essen zu haben.
Die ganze Aktion lief übrigens unter dem Titel „raus aus der Komfortzone“. Kann ich sehr empfehlen. Denn dann lernt man meistens etwas richtig Hilfreiches dazu und hat hinterher eine Menge tolle Erfahrungen gesammelt.



Mein Freiwilligendienst in Frankreich - Vorbereitungsseminar in Eschwege


Kaum das Abi in der Tasche, geht es auch schon weiter. Ich habe mich für einen Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) entschieden. Im Prinzip also ein FSJ, nur eben nicht in Deutschland.
Die Länderwahl fiel dann auch schnell auf Frankreich. Prinzipiell kann der Dienst aber in jedem Land der Welt geleistet werden.
Als ich beim ersten Vorbereitungsseminar in Eschwege angekommen bin, wurde mir auch ziemlich schnell bewusst, dass Frankreich wohl doch nicht zu den aller beliebtesten Ländern zählt. Ich war nämlich die einzige. Alle anderen gehen in englischsprachige Länder.
Weshalb ich mich aber dennoch für unser schönes Nachbarland entschieden habe, ist recht einfach: Zum einen habe ich in der 8. Klasse an einem Schüleraustausch mit einer Klasse in der Nähe von Lyon teilgenommen, der mir sehr positiv in Erinnerung geblieben ist, und zum anderen ist die französische Sprache einfach wunderschön. Was ich in den kommenden Monaten noch entdecken möchte, sind die Natur und auch die Städte Frankreichs. Hoffentlich kann ich am Ende des Jahres sagen, dass auch diese Seite Frankreichs mein Leben bereichert hat.



Jetzt aber zum eigentlichen Seminar:
Wir trafen uns eine Woche in Eschwege im Seminarhaus „Blaue Kuppe“. Wunderschön in der Natur gelegen, hatten wir das ganze Haus für uns alleine. Am ersten Abend war „Kennenlernen“ angesagt. Während den folgenden 7 Tagen haben wir viel gekocht (das Leben als Selbstversorger hatte definitiv Vorteile: So hatten wir jeden Tag das auf dem Tisch, was uns geschmeckt hat 😊). Außerdem wurden viele „Spiele“ gemacht. Ziel dabei war es, sich selbst besser kennenzulernen, was in gewisser Weise auch geklappt hat. Auch Gruppenbildung stand im Vordergrund, was vor allem für die Freiwilligen positiv war, die alle in das selbe Land gehen, denn sie haben dann schon ein kleines Netzwerk an günstigen Schlafgelegenheiten, wenn sie dort reisen möchten.
Ein Spiel ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben: Das Urlaubsspiel. 2 Freiwillige mussten vor der Tür warten und wir anderen haben uns für normale Wörter ein anderes ausgedacht (z.B. für Freunde das Wort Hunde etc.). In einer anschließenden Diskussion (zum Thema Urlaub), bei der auch die anderen beiden wieder teilgenommen haben, sollten dann immer diese Ersatzwörter verwendet werden. Das war aber auch schon alles an Vorgaben.
Was aber in unseren Gehirnen passiert ist, war, dass wir als selbstverständlich angenommen hatten, dass wir die neuen Wörter nicht für die „Ausgeschlossenen“ übersetzen dürfen. Und so kam es, dass diese zwar direkt danach gefragt haben, von uns jedoch keine Antwort darauf erhalten haben.
Als das Spiel wieder aufgelöst wurde, kam das Gespräch natürlich sofort darauf, dass unser Verhalten nicht den Vorgaben entsprach. Auch wurden unsere individuellen Gründe dafür erläutert. Angst vor der Reaktion der anderen Gruppenmitglieder bei Mitteilung des „Geheimnisses“, das ja eigentlich laut Vorgabe gar keines war, aber auch das Gefühl, eine geschlossenen Gruppe zu sein, die etwas spezielles teilt, wurden dabei öfter genannt.
Mich persönlich hat dieses „Ergebnis“ stark an „Die Welle“ bzw. den Nationalsozialismus erinnert.
Was ich daraus hoffentlich gelernt habe ist, dass man möglichst offen und unvoreingenommen an die verschiedensten Situationen herangeht, Vorannahmen vermeidet und alle Menschen, egal wie sie sind, akzeptiert und z.B. in Gruppen aufnimmt.

Auch das Thema „Konflikte“ wurde behandelt. Was sich dabei besonders herausgestellt hat, ist folgendes: Oft hat jeder, der bei einem Konflikt beteiligt ist, eine andere Perspektive von ihm. Deshalb sollte zuerst geklärt werden, was die einzelne Person gerade als problematisch betrachtet. Außerdem liegen den einzelnen Anliegen immer Bedürfnisse zugrunde. Wenn man diese erstmal benennen kann, ist es für die andere Person auch einfacher, darauf entsprechend zu reagieren.

Ansonsten saßen wir abends oft am Lagerfeuer oder haben kleine Workshops gemacht.
Alles in allem war die Woche super spannend, was sowohl den motivierten Freiwilligen, als auch unseren coolen Trainern zu verdanken ist.